Erst einmal danke für euer reges Interesse – freue mich sehr, dass nun endlich mehr los ist, hier in diesem Forum – ich finde es nämlich eine wunderbare Sache, also macht weiter so

Zu deinen Fragen:
Wie irgendwann schon einmal erwähnt, ist mein Projekt eine Kooperation der Welthungerhilfe mit der lokalen NGO Save Cambodia´s Wildlife. Erstere hat die Expertise, Erfahrung und das nötige Kleingeld, letztere die Mitarbeiter vor Ort und das Wissen um lokale Zusammenhänge. Der komplizierte Antragstitel beim BMZ lautet „Entwicklungsorientierte Not- und Übergangshilfe“ – „Verbesserung der Infrastruktur und Trinkwasserversorgung im Naturschutzgebiet Zentrale Kardamon Berge“. Was bisher gemacht wurde, ist die Rehabilitierung von „motorcycle pathes“ quer durch den Dschungel und geplant ist später noch die Wiederherstellung von Brücken, der Bau von Latrinen, Austeilung von Wasserfiltern, „Hygiene Promotion“ und die Verteilung von Schulmaterial. Als „food for work“-Projekt gibt’s für die geleistete Arbeit der örtlichen Bevölkerung eine bestimmte Ration an Lebensmitteln. Im konkreten Bsp. gibt es für die abgetragene und aufgeschüttete Erde beim Straßenbau eine Menge an Reis, Öl, Dosenfisch, Zucker und Salz. Keine schlechte Sache, wie ich finde. Der größte Teil der Trockenzeit, der von den Bauern nicht zum Reisanbau genutzt wird, bot so eine zusätzliche Einnahmequelle.
Für mich (und auch für Tessi) wurde im Laufe des ersten Monats entschieden, dass ich die Hälfte der Zeit im Projektgebiet und den anderen Teil in der Hauptstadt (Office) verbringe. Im Gegensatz zur ursprünglichen Idee, Vollzeit im Projektgebiet, finde ich diese Lösung natürlich besser. Erstens gibt es dort jenseits der Stoßzeiten eher weniger zu tun und zweitens bietet das Großstadtleben ungeahnte Vorteile

Doch was gibt es zu tun? In den Provinzen der nördlichen und südlichen Cardamon-Mountains, Thmar Bang (KohKong Distrikt) und Veal Veng (Pursat Distrikt), ist es vor allem die unmittelbare Organisation der Lebensmittellieferung und -Verteilung, z.B. muss der Inhalt des Lagerraums ständig aktualisiert werden usw. Im Hauptstadt-Office besteht dann hauptsächlich aus Büroarbeit – es ist wohl Teil der Entwicklungshilfe, den europäischen Bürokratie-Wahn auch auf die Länder der dritten Welt zu übertragen

Da ich schätze, dass du wohl eher in ein SCW-Projekt kommst, welches sich mit dem Ökotourismus beschäftigt, wirst du wohl eher mit Tessi zusammenarbeiten, sie macht so was ähnliches in Kampot/KohKong. Was deine Aufgaben sein werden und was du vorher lernen könntest, weiß ich nicht. Aber, bleib ganz ruhig, las einfach alles auf dich zukommen, nur keine Panik! Alles wird sich regeln, wenn du dann hier bist! Versuch am Anfang erst einmal zuzuhören, zu verstehen um was es geht – sei aufmerksam und bring dich schließlich ein, wo du meinst, dass du helfen kannst! Je nachdem, was dir dann besonders liegt und auch Spaß macht, wird sich im Laufe der Zeit dein Aufgabenbereich herauskristallisieren…
Wenn du dann doch mal ne Frage hast, hilft dir hier jeder gerne weiter, alle sind überaus freundlich und es ist nicht einmal halb so stressig wie in deutschen Büros.
Der „dressing code“ ist dafür derselbe, Hemd und lange Hose, bzw. Rock für die Mädels. Auch sonst bevorzuge ich eher lange Hosen, weil sie gegen Sonnenbrand, Dreck und Moskitos schützen. Am Wochenende kleid ich mich dann mehr touristisch, d.h. kurze Hosen und T-Shirt. Dazu immer TEVA’s. Ledersandalen faulen und riechen entsprechend schnell, Sneakers und andere Halbschuhe sind schlecht für den Regen. Außerdem möchte man seine guten Schuhe nicht mit Staub und Schlamm besudeln…
Um einen kleinen Eindruck über die Normalität des hiesigen Straßenverkehrs zu bekommen, kann ich nur PPT-Präsentation Nr. 3, Link siehe „KAOS“-Beitrag, empfehlen. Oftmals, besonders zu den Stoßzeiten, ist es die Hölle, eine Verkehrsordnung und Sicherheitsbewusstsein gibt es nicht, selbst grundlegende Gemeinschaftsregeln, wie gegenseitige Rücksichtnahme, sind nur marginal ausgeprägt. Regel Nr. 1 ist, für die andern mitdenken und ständig den unwahrscheinlichsten fall berücksichtigen.
Ich selbst habe die deutsche Fahrerlaubnis seit 4 Jahren und seitdem auch Erfahrungen im Straßenverkehr und im Umgang mit Autos. Moto-Fahren hab ich erst hier gelernt – dafür bin ich vorher ne Menge Fahrrad gefahren. Manche Verhaltensweisen sind äquivalent – das Gefühl sich im Verkehr zu behaupten ist ähnlich – und so hatte ich schon einen nicht zu verachtenden Startbonus. Trotzdem, ich kann es nicht weiterempfehlen erst hier Fahren zu lernen! Wenn du also wirklich beabsichtigst in Kambodscha Moto zu fahren, dann nimm dir lieber in Deutschland erste Fahrstunden bzw. wenn Freunde oder Verwandte einen Scooter haben, kannst du sie vielleicht auch fragen, ob sie dich nicht mit der Handhabung vertraut machen können. Hier bleibt wenig Zeit und Raum dafür – die Konzentration auf den Verkehr beansprucht deine volle Aufmerksamkeit! Das liegt auch daran, dass man in Kambodscha kein Führerschein für das Moto braucht, so kann selbst das 12-jährige Schulmädchen seine Brüder zum Markt fahren…
So, das soll erst einmal reichen. Ich hoffe deine Fragen sind vorerst beantwortet! Demnächst werde ich noch Bilder und Infos über die Provinzen aufbereiten. Aber das dauert wohl noch…